Zwei Golfrunden – ungefähr – dauert die transatlantische Anreise nach Florida, das flächenmäßig doppelt so groß ist wie Österreich und mit knapp 1200 Golfplätzen und jeder Menge Attraktionen abseits der Fairways verführt. Amerikas Golf-Bundesstaat Nummer 1 trumpft zudem mit angenehmen Temperaturen und aktuell mit einem sensationellen Preis-/ Leistungsverhältnis, der stagnierenden US-Wirtschaft und dem niedrigen Dollar sei Dank. Kein Wunder, dass sonnenhungrige, golfbegeisterte und kauflustige Europäer diesen Versuchungen in zunehmendem Maße erliegen.
Vom Golfgigantismus in der Mickey-Maus-Stadt Orlando zum wahren Golfjuwel
Magisch und viel Buzz. In der Golf-Metropole Orlando schlägt das überdimensionale Herz des Mega-Golfstaates. Golfanlagen vom Feinsten versprechen das Golfparadies. Blasphemie? Nicht wirklich, denn eine einfache Gleichung mit zwei Bekannten genügt: 100 Golfplätze innerhalb einer guten Autostunde, alles klar? Es macht Spass, bei diesem kollosalen Golfangebot auf Entdeckungsreise zu gehen und die interessantesten und aufregendsten Wiesen zu spielen.
Floridas First Coast of Golf
Trotzdem lässt der wahre Florida-Connaisseur Golf und Remmidemmi von Orlando hinter sich, um zirka 100 Autobahnkilometer Richtung Ostküste zu fahren, an Floridas First Coast of Golf, wie der 120 km lange traumhafte Küstenabschnitt zwischen Daytona und Amelia wegen seiner zahlreichen hochwertigen Topgolfplätze gennant wird. Als Heimatort der World Golf Hall of Fame, THE PLAYERS Championship, PGA TOUR und Champions Tour sowie durch den Sitz der LPGA und THE PLAYERS Club – wie mit Sirup karamelisierte Popcorn zergehen diese gewichtigen Namen auf den Zungen passionierter Golfenthusiasten – werden Bedeutung und Reputation der angesehensten Golfregion des Südens zudem unterstrichen. Nomen est omen – und hier in Florida erst recht!
Best of the Coast – Golfschmankerln
Der effektivste Weg, die Brücke zwischen Angebot (74 Plätze) und Selektion (10 Plätze) zu schlagen, ist jener der Insidertipps. Bestückt mit wertvollen Informationen beleumundeter Golfexperten der Region, spiele ich als Auftakt die LPGA- und Ocean Hammock-Plätze, ein Streichquartett von internationalem Format: Arthur Hills, Rees Jones, Tom Watson und Jack Nicklaus haben vier prächtige Kurse gestaltet, die sich trotz ihres weitgehend zarten Alters bereits mehrfach prestigeträchtige Auszeichnungen und Rankings an die Brust heften können. Besonders schön zu spielen ist der Ocean Links Course at Hammock Beach, von Designer Nicklaus auch gerne als das “Pebble Beach” der Ostküste bezeichnet. Auch wenn der beeindruckende Parcours diesem mächtigen, ehrwürdigen Label nicht ganz gerecht wird, da meist gewaltige Sanddünen den Blick aufs Meer versperren, so bieten sich dem Golfgourmet doch immer wieder unvergessliche “Kodak-Momente”, wie auf den erhöhten Tees der Löcher 8, 9, 15, 17 und 18. Und außerdem, wer wagt es schon, dem großen Meister zu widersprechen?
Epizentrum des Golfsports – World Golf Village
Als nächster Ankerpunkt dient das in unseren Breiten weniger bekannte, jedoch in den USA bedeutungsvolle St. Augustine, gilt diese weitgehend in spanischem Stil erbaute Kleinstadt doch als älteste von Europäern errichtete Urbanisation des Landes (1565). Drei magische Buchstaben machen seit Mitte der 90-er Jahre St. Augustine aber auch zur Pflicht-Pilgerstätte für jeden Golf-Aficionado: WGV, das World Golf Village, Heimat der World Golf Hall of Fame, der Ruhmeshalle des Golfsports. Das WGV lässt außerdem mit einer weiteren Rarität Aufhorchen, denn The King & The Bear, einer der beiden resorteigenen, fantastischen Golfplätze wurde – als einziger Platz der Welt – von Palmer und Nicklaus im Duett gebaut und spielt in jedem Golfwunschkonzert eine erste Geige. Mit dem gigantischen PGA-Tour Stop (3100 Quadratmeter Verkaufsfläche) und den nur wenige Kilometer vom Village entfernten Premium-Outlet-Malls (knapp 100 Marken-Shops) hält das Golfparadies weitere zuckersüße Versuchungen abseits der Fairways bereit. Und da bei all diesen Anstrengungen auch das leibliche Wohl nicht zu kurz kommen darf, schmaust der echte Golf-Junkie nach der Runde im WGV selbstredend in Bill Murrays Restaurant Caddy Shack, das mit Utensilien aus dem gleichnamigen Golffilm dekoriert ist.
Golfoase für Ruhe suchende Schwungakrobaten
Eine kurze Fahrt auf dem Highway I 95 Richtung Norden führt mich in eine der schönsten Regionen Floridas, nach Amelia Island. Die von Atlantik und Intercoastal Waterway (Wasserstrasse) begrenzte Insel zeigt sich geradezu prädestiniert für erholungsuchende Golffanatiker. Bobby Weed, Pete Dye und Tom Fazio haben sich inmitten knorriger Eichen und Schatten spendender Pinien mit drei fantastischen Golfplätzen ein Denkmal gesetzt. Bei 16 der 54 Löcher kommt natürliches Wasser in Form von Meer See oder Bachlauf ins Spiel. Aber bitte, meine Herren, als ob nicht schon Bäume und Sträucher genug Hindernis sind.
Das fünfte Major – ein echter Kracher
So wie die Stars der PGA-Tour beim Players Championship zum Abschluss des “Florida-Swing”, lasse auch ich meine Golfsafari am THE PLAYERS Stadium Course at TPC Sawgrass in einem Finale furioso gipfeln und ausklingen. Allein der Empfang ist beeindruckend, gusseisene Kandelaber säumen die Auffahrt zum pompösen Clubhaus und erinnern an die großartigen Triumphe der gefeierten Turniersieger. Leicht möglich, dass man hier den Golfstars Singh, Furyk & Co. oder gewichtigen, honoren Herren der PGA über den Weg läuft, ist doch der TPC Sawgrass auch Heimatclub der Spieler sowie Sitz der mächtigen PGA. Das Greenfee am Tourplatz hat sich mit durchschnittlichen US$ 300.- zwar ordentlich gewaschen, doch das einmalige Erlebnis – unter anderem gespikt mit Forecaddie und GPS – wird garantiert in Ihre Golfannalen eingehen. Pete Dye, quasi eine Gottheit der Golfplatzarchitektur, hat hier wahrlich einen Tempel für alle Anhänger des Wiesensports geschaffen. “Wet or Dry” heißt es auf dem Signature-Loch 17, dem berühmtesten Par 3 der Welt. Beim dritten Versuch hat es endlich geklappt. Als Jim das kühle Bier auf der einladenden Terrasse des prächtigen Clubhauses serviert, sind die Wunden schnell geleckt und das Doppelbogey vergessen. Die Memoiren an einen einzigartigen Golftag am TPC Stadium Course, der den an sich inflationär verwendeten Begriff “traumhaft” wieder mächtig aufwertet, bleiben.
Vier weitere ausgezeichnete Parcours – alle privat und grundsätzlich nur bei Aufenthalt im Marriott Resort zu spielen – runden das spektakuläre Golfangebot in Sawgrass ab.
Fazit: Das vielfältige Golferlebnis an Floridas First Coast of Golf ist ein Leckerbissen ohne Sodbrennen und lässt keine Wünsche offen, lediglich den nach mehr Zeit. See you there!
Schönes Spiel, wo auch immer Sie gerade Ihre Schläger schwingen!