Die Insel der tausend Gesichter entwickelt sich zum Paradies für Golfgourmets
Schlanke drei Flugstunden von Österreich entfernt, südwestlich der markanten Stiefelspitze Italiens, liegt die größte Insel im Mittelmeer. Das vegetationsreiche Eiland, flächenmäßig so groß wie Kärnten und Steiermark zusammen, kann sich allerdings nicht nur mit Größe rühmen, sondern auch mit kulturellen Zeugnissen aus einer tausendjährigen bewegten Geschichte, grandioser Natur und traditioneller Gastfreundschaft punkten. Schon von den Griechen und Römern “Geschenk der Götter” genannt, schaffte die vielseitige Insel in den letzten Jahren auch den Schritt zum Qualitätstourismus, wofür man vorrangig Golf vor den Karren gespannt hat, weiß Evelyn Gruber zu berichten.
Vom Dornröschenschlaf zur Golfhochburg
Der Golfsport steckte auf dieser Sonneninsel lange Zeit in den Kinderschuhen, bis 2003 gab es mit dem Il Picciolo Golf Course lediglich einen Golfplatz. Verwunderlich, ist doch die tausend Kilometer lange Küste, die traumhafte Natur mit der farbenprächtigen Vegetation sowie das milde, mediterrane Klima für einzigartige Golfplätze wie geschaffen. Bis dato war es jedoch schlichtweg ein Sakrileg, die Insel nicht vorrangig der Geschichte, Kunst und Kultur wegen zu besuchen. Griechische und römische Kultur, antike Tempel sowie Bauwerke im Stil des römischen Barocks sind allgegenwärtig, einige bedeutende Kulturstätten wurden sogar von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt.
Die Eröffnung von 81 zusätzlichen Golflöchern innerhalb der letzten Jahre läutete jedoch auf der Insel ein neues (Golf-)Zeitalter ein. Für das Design der vier fantastischen 18- sowie einer 9-Loch-Anlage zeigen sich renommierte Stardesigner verantwortlich, womit ganz klar die Richtung zum Qualitäts-Golftourismus eingeschlagen wurde. Die zu den traumhaften Anlagen gehörende luxuriöse High-End-Hotellerie unterstreicht diesen Trend.
La Dolce Vita pur für den wahren Golfgourmet
Eineinhalb Stunden dauert die kurzweilige Fahrt durch die wild-rauhe Landschaft vom Airport in Palermo zum exklusiven Verdura Golf & Spa Resort bei Sciacca, einem neuen Stern am sizilianischen Golfhimmel. Die weitflächig angelegte, im Sommer 2009 eröffnete Anlage erstreckt sich durch das Mündungstal des Flusses Verdura bis zum privaten, 2 km langen feinen Kiesstrand am Mittelmeer. Der führende kalifornische Architekt Kyle Phillips — der Bursche hat auch renommierte Plätze wie Kingsbarns in Schottland, Yas Island in Abu Dhabi, The Grove in England oder Eichenheim gezeichnet — hat sich nun in Italien mit zwei spektakulären 18-Loch-Championshipplätzen sowie einem 9-Loch-Par-3-Parcours mit perfekt der Landschaft angepassten Layouts verewigt. Alle drei Golfplätze, der Ost-, West- und Kurzplatz, schlängeln sich natürlich zwischen Zitrus- und Olivenhainen von den Ausläufern der Berge bis hinab zum azurblauen Meer. Strategisch positionierte tiefe Potbunker zeigen Phillips Vorliebe für schottische Linksplätze. Dem Designgenie gelang es auf hervorragende Weise, das beste — im wahrsten Sinne berauschende — Land sowie die grandiosen Löcher gleichermaßen auf beide 18-Loch-Parcours zu verteilen. Obgleich auf ähnlichem Terrain gebaut, zeigen beide Championshipplätze — mit 6700 Metern vom Black Tee definitiv keine Mickey-Maus-Wiesen — unterschiedliche Charakteristika. Während der Westkurs eher durch ein Out-/In-Design mit einem unvergesslichen 4-Loch-Finale direkt am Meer besticht, begeistert der leicht kupierte, etwas abwechslungsreichere Ostkurs mit zwei Schleifen, mehrfachen Richtungsänderungen und einem spektakulären Schlussloch entlang der Klippen.
Als äußerst effektiv erweist sich die operative Abwicklung auf den beiden Plätzen, denn während — täglich wechselnd — auf einem der Plätze nur 4er-Flights gebucht werden können, werden auf dem anderen ausschließlich Startzeiten für 2er-Flights reserviert, wodurch ein perfekter Spielfluss garantiert wird. Hotelier Sir Rocco Forte realisierte zweifelsohne seine ambitionierte Vision, eine der feinsten Golfdestinationen Europas zu schaffen und das Verdura Golf Resort auf der internationalen Golflandkarte namhaft zu positionieren.
Auch wenn es schwer fällt, diese traumhafte Anlage, welche zudem über Europas modernstes Spa- und Wellness-Center verfügt und Verwöhnung pur garantiert, zu verlassen, so hat die nähere und weitere Umgebung Spannnendes zu bieten: Das berühmte Tal der Tempel in Agrigento, der Archäologische Park in Selinunte sowie das hübsche Hafenstädtchen Sciacco mit seinen kleinen, urtypischen Fischrestaurants sind definitiv einen Ausflug wert.
European Tour Golf am Parcours des Schwarzen Ritters
Im Süden der Insel, gerade einmal eine Stunde vom internationalen Flughafen Catania entfernt, hat sich die südafrikanische Design-Ikone Gary Player mit einem feinen Parkland-Course ein Denkmal gesetzt. Ein fantastischer 18-Loch-Links-Course, der die Handschrift Franco Piras trägt, komplementiert das Golferlebnis im exklusiven Donnafugata-Golf-Resort. Der klassische, nach amerikanischem Stil designte weitläufige Parklandplatz verläuft durch Olivenhaine und die für diese Region so typischen Johannisbrotbäume. Immer wieder werden die Blicke auf alte Steinmauern, Relikte der Vergangenheit, gelenkt, liegt doch der prächtige Parcours auf archäologischem Gelände. Trickreiche und durch tiefe Bunker verteidigte Grüns — ein Markenzeichen des exzellenten Bunker-Spielers Player — fordern akkurate Grün-Schläge und ein strategisches Spiel, bei 6600 Metern Länge auch für Kurzspiel-Akrobaten kein Honiglecken. Dass sich der anspruchsvolle Championship-Course obgleich seiner jugendlichen Frische mit den “Sicilian Open 2011” schon ein European-Tour-Event auf die Brust heften darf, spricht für dessen Klasse.
Unterschiedlich präsentiert sich der leicht kupierte Linkskurs, der sich grandios zwischen zwei Naturreservate, das tiefblaue Meer und den Horizont mit der Insel Malta fügt. Auf den ersten Blick wirken die Bahnen einladend und offen, doch trifft man die Fairways nicht, findet man sich meist in “big Trouble”. Stylische Bunker-Landschaften und Rough lauern überall. Zwei riesige, künstlich angelegte Seen, die sowohl als Bewässerungsreservoir als auch als Brutstätte zahlreicher Vogelarten dienen, kommen mehrfach ins Spiel. Wenn zudem die steife Meeresbrise um die Ohren pfeift, sodass der flache Punch zum Repertoire gehören sollte, kann der anfangs sanft wirkende Parcours im Naturreservat zum Bälle verschlingenden Monster werden.
Wer seinem Schwung für den ein oder anderen Tag eine Pause gönnen möchte, findet in der näheren Region auch abseits der Fairways eine reiche Auswahl an Aktivitäten für Geist und Seele, wie etwa in Kamarina, einem der feinsandigen Strände des Südens, oder bei Besuchen der Barockstädte Ragusa, Weltkulturerbe der UNESCO und Drehort des Films “Commissario Montalbano”, sowie Modica, bekannt für ihre modicanischen Schokolade-Spezialitäten.
Das Mittelmeer mischt immer mit — optisch zumindest!
Ein Mix aus 3000 Oliven-, 2000 Orangen- und unzähligen Limonenbäumen sowie fünf künstliche Seen und zahlreiche versteckte Bunker sorgen auf den Bahnen des Le Madonie Golfclubs für Nervenkitzel. Der im Jahr 2005 fertiggestellte Golfplatz ist das Prunkstück des gleichnamigen Resorts, welches im Naturreservat zwischen der Madonie-Park-Bergkette und dem Golf von Cefalù im Norden der Insel liegt. Der Duft der umliegenden reichen Vegetation, der traumhafte Blick auf den Naturpark Madonie und das Tyrrhenische Meer lassen jedoch die vielen spielerischen Herausforderungen eher unbedeutend erscheinen. Das volle Sortiment von 14 Schlägern sowie eine Kamera gehören auf dieser Anlage zum Pflichtrepertoire. Alles in allem ein Platz für Körper, Geist und Seele.
Scheut man eine mittellange Autofahrt (65 Kilometer) nicht, wartet die lebendige und malerische Hauptstadt Palermo mit ihrem berühmten Dom und den zahlreichen Zeugnissen der bewegten Vergangenheit für einen unvergesslichen Tagesausflug. Im lustvollen Chaos der Stadt ist der Pulsschlag des Südens am intensivsten spürbar. Um Palermo mit allen Sinnen zu erfassen, lässt man sich am besten im bunten Getümmel der vor frischen Waren überquellenden Fisch- und Gemüsemärkte treiben und die Genüsse sizilianischer Kochkunst in einer urigen Trattoria auf der Zunge zergehen.
Golf im Angesicht des Lava speienden Ätnas
Il Picciolo heißt — wie bereits eingangs erwähnt — der älteste Golfplatz der Insel (vor über 20 Jahren eröffnet) und liegt im östlichen Landesinneren. Durch seine Lage auf 650 Meter Meereshöhe herrscht im
ansonsten heißen Sommer immer eine angenehme Brise. Wie ein grünes Band winden sich die großteils ondulierten 18 Spielbahnen kontrastreich durch das dunkle Lavagestein; Eichen, Haselnusssträuche und Weinberge erstrecken sich entlang des Parcours. Der 3340 m hohe Ätna — größter und aktivster Vulkan Europas sowie markantestes Merkmal der Insel — thront majestätisch in der Ferne und lenkt den Blick des Golfers fast automatisch auf jedem Loch auf sich. Höchste Konzentration wird allerdings auf Loch 11 gefordert, einem 430 m langen, schmalen Par 4, das rechts von Wasser und links von Out-Pflöcken begrenzt wird. Bogey, autsch!
Gaumenfreuden und süße Versuchungen
Wer den ganzen Tag in herrlicher Natur verbringt, möchte sich danach bekannterweise kulinarisch verwöhnen lassen. Dies ist in Sizilien besonders leicht, zählt doch die Regionalküche zu den vielseitigsten Italiens. Nirgendwo sind die mannigfaltigen Einflüsse von unterschiedlichen Völkern und Kulturen besser und harmonischer miteinander verbunden als in der sizilianischen Küche, wo sich Gewürze aus Afrika mit europäischen Zutaten vermischen und Gerichte mit einzigartigen Kompositionen entstehen.
Das Genussangebot ist vielseitig: vom eigens nach alter Tradition gepressten Olivenöl über leckere Nudel-, Gemüse- und Fischspezialitäten (fangfrischer Thun- oder Schwertfisch wird mit besonderer Vorliebe serviert, da Sizilien die größte Fischereiflotte Italiens besitzt) bis hin zur gehobenen Mittelmeer-Gourmetküche samt Hot Spot für Weinliebhaber schafft man hier mühelos den Spagat zwischen internationalen Ansprüchen und regionaler Authentizität.
“Italien ohne Sizilien macht in der Seele kein Bild: Hier ist der Schlüssel zu allem”, ließ Goethe schon wissen. Wie wahr, speziell seit schmackhafte Pasta und feines Golf auf der Insel Einzug gehalten haben.
Benvenuto in Sicilia!