Reisen nach China unterlagen bis vor kurzem klaren Regeln: Wer nicht geschäftlich ins Reich der Mitte unterwegs war, folgte den Spuren einer Jahrtausende alten Kultur. Doch seit der wirtschaftlichen Beschleunigungsphase gönnt sich dieses gigantische Land auch jede Menge Schmankerln zum Thema Golf. Erstaunlich, denn Golf ist per präsidialem Erlass offiziell nicht erlaubt. Chinas nächste Revolution wird wohl mit Flaggen und Schlägern ausgefochten und der milliardenschwere Konzern Mission Hills steht an der Front der aufbrechenden Golf Nation.
Mission Hills gilt als die Wiege des Golfsports in China und setzte im Jahre 2004 mit der Eröffnung des Mammut Golf Resorts in Shenzen, dem mit 216-Loch größten Golfclub der Welt, imposante wegweisende Akzente. Mittlerweilen gibt es in der Volksrepublik über 500 erstklassige Golfplätze. „Setzen sich aktuelle Trends und Entwicklungen in China fort, werden in den nächsten zehn Jahren weitere 2000 Anlagen realisiert werden“, prognostiziert Jack Nicklaus, dessen Design Group in China bereits mehrfach Hand anlegen durfte.
Auftritt Hainan und Mission Hills Haikou.
Speziell Hainan, flächenmäig knapp größer als Belgien und China´s einzige Tropeninsel im südchinesischen Meer, wurde zur größten Wirtschaftssonderzone des Landes erklärt. Auf der exotischen Insel vor Hong Kong – bis vor kurzem noch ein verschlafenes, primär von Landwirtschaft geprägtes Eiland – schießen gewaltige Golfanlagen wie die sprichwörtlichen Schwammerl aus dem Boden. Über 50 neue Golfplätze, allesamt vom Feinsten, wurden innerhalb der letzten 6 Jahre gebaut.
Hainan setzt auf Golf Kapitalismus und Mission Hills positioniert sich neuerlich federführend mit einem überdimensional großen Mega-Resort im Norden der Insel, das für schlappe 3.5 Milliarden Dollar aus dem Boden gestampft wurde. Die Fakten lesen sich wie ein Auszug aus dem „Guinness-Buch der Rekorde“, in dem Mission Hills nun mit 22 Plätzen (12 in Shenzen und 10 in Haikou) als größter Golfclub der Welt gelistet ist.
80 Quadratkilometer – flächenmäßig so groß wie Hong Kong– misst das gesamte Areal in Mission Hills Haikou, welches neben zehn Golfplätzen (ambitionierte Zukunftspläne zeigen den Bau weiterer 10 Kurse) auch eine gewaltige Infrastruktur sowie allen Luxus und Schnickschnack, den man sich auf dieser Anlage erwarten darf, bietet. Um dem Gelände seine heutige Form zu geben, wurden 30 Millionen Kubikmeter Erde bewegt, genug, um das gigantische Olympiastadion von Peking, das „Vogelnest“, zehn Mal randvoll anzufüllen. 10.000 km Kabel wurden unterirdisch verlegt, was ungefähr der Entfernung von Helsinki nach Kapstadt entspricht.
Der aus Monterey stammende Designer Brian Curley zeigte bereits in Mission Hills I – dort noch in Teamarbeit mit den Golflegenden
Nicklaus, Olazabal, Els & Co – sein exzellentes Händchen in punkto Design. Auf Haikou versetzte er buchstäblich Vulkan-und Lavaberge, goss die Fairways wie eine grüne Masse in das schwarze Vulkangestein und zauberte in Rekordzeit von weniger als 2 Jahren 180!! brilliante Löcher in eine Jahrtausende alte Lavawüste. Egal welchen Vulkan-Kurs man wählt, es gibt keinen schlechten, weder vom Design noch vom Pflegestandard her. Alle sind grandios und perfekt geschniegelt; bei einer Armee von bis zu 300!! Greenkeepern und Myriaden von Caddies nicht verwunderlich. Jeder Platz zeigt seine Eigenheiten und sorgt somit für die entsprechende Abdeckung verschiedener golferischer Geschmäcker. Faszinierend, wie man zehn Golfplätze, die quasi auf dem selben Terrain liegen, so unterschiedlich gestalten kann.
Kernstück und Flagschiff des Mega Golfkomplexes ist der Blackstone Kurs, dessen schmackhafte Golfporn-Bilder in unzähligen Magazinen der Welt werbewirksam zu sehen sind. Der über 7000 m lange Platz – seit 2011 auch Austragungsort des prestigeträchtigen Omega World Cups – führt durch eine surreale Landschaft mit Lavagestein, Steinruinen sowie vorbei an künstlich großflächig angelegten Seen. Blackstone ist eine echte Augenweide, aber eine zähe Wiese und ein Angriff aufs Ballkonto, wie sich schnell zeigt. Obgleich es kein Rough gibt, gilt es doch den Ball auf den mit Lavagestein flankierten Fairways zu halten.
Deutlich angenehmer, weil breiter und kürzer spielt sich Stone Quarry, der zudem mit bizarren optischen Reizen begeistert. Eisenbahn-Elemente wie Schienen und Schwellen ziehen sich als originelle zusätzliche Designelemente wie ein roter Faden über den gesamten Parcours. Als langjähriger Weggefährte von Pete Dye, dürfen auch bei Curley die für den Altmeister typischen Eisenbahnschwellen in den Bunkern nicht fehlen.
Mission Hills – eine logistisch perfekte Höchstleistung.
Beim Check-in im imposanten 518 Zimmer Hotel nimmt mir der freundliche Porter sofort mein Golfbag ab. Dieses sehe ich erst wieder am nächsten Tag, am richtigen Kurs und pünktlich zur Tee-time; startklar am Buggy montiert, wohlgemerkt. Neben dem Bag steht eine der über 2.000 ausschließlich weiblichen Caddies, allesamt in Rot gekleidet. Sie sind der Stolz von Mission Hills und gelten als Botschafter der Marke. Auch hier leistet Mission Hills eine eindrucksvolle Pionierarbeit, denn alle Caddies erhalten eine fundierte Ausbildung in der als University of Golf bezeichneten hauseigenen Caddieschule. Neben den wichtigsten Worten in Englisch („Nice shot!“ und „Fore!“) werden Grundkenntnisse der Golfplatzpflege, Etikette und des Spirit of the Game vermittelt. Mein guter Geist heißt „Sunshine“, ihr echter chinesischer Name ist für mich unaussprechlich. Nomen est omen, denn sie lächelt durchwegs, erhellt jeden noch so verzogenen Abschlag und erweist sich als meine gute Fee auf der gesamten Runde. Blavo.
„Guiness Buch der Rekorde“ mal zwei.
„Mission Hills ist Golf in China“ behauptet Curley. Die führende Golfmarke kann sich seit kurzem jedoch einen weiteren prestigeträchtigen Orden auf die breite Brust heften und damit werbewirksam die Fahnenstange hissen. Mission Hills 88.000!Quadratmeter große Spa – und Thermalanlage wurde im Oktober 2012 als größtes Spa-Resort der Welt ausgezeichnet. Obgleich ich die 220 Thermalbecken nicht durchgängig verkosten kann, fühle ich mich nach meiner revitalisiernden Vulkan-Energie-Massage in der eleganten VIP Spa Treatment Suite in der Tat wieder lebendiger und bestens gerüstet für weitere hainanesische Golfabenteuer im Süden der Insel.
Lust auf mehr?
Mission Hills Haikou gehört bei einer Reise auf die Tropeninsel unbedingt auf den Menüplan. Der Küstenabstrich von Sanya bis zur Shenzou Peninsula, gespickt mit Luxushotelerie, spektakulären Golfplätzen und weißen Traumstränden, ist jedoch das wahre Paradies. Zudem empfiehlt sich bei einer Golfreise nach Hainan, mindestens zwei Tage Hongkong- und Macau-Sightseeing mitzunehmen. Speziell wenn man zum ersten Mal in dieser Gegend ist, wird man vom ultimativen Shopping-Eldorado und pulsierenden Hongkong begeistert sein. See you auf Hainan!
Gut zu wissen
Hainan – flächenmäßig knapp größer als Belgien, aktuell 55 Golfclubs, 60 weitere Anlagen in Bau.
Anreise
Am besten mit Emirates in zwei Etappen nach Hongkong. Von dort ist es nur mehr ein Katzensprung nach Hainan. Golfbag fliegt kostenlos mit!
Klima und beste Reisezeit
Hainan verführt mit Karibik-Klima zwischen 20 und 35 Grad sowie mehr als 300 Sonnentagen im Jahr.
Monsun-Zeit von Juli bis September. Perfekt für den Golfurlaub: November bis April. In dieser Zeit ist die Insel besonders grün und die Luftfeuchtigkeit am geringsten.
Visum: erforderlich. Mindestens 2 Wochen vor Abreise bei der Chinesischen Botschaft in Wien beantragen.
Mission Hills Haikou Golfkomplex: 10×18 Loch – für jeden Geschmack etwas – sowie Hank Haney Golf Academy
Meine persönlichen Top 5 Favouriten:
Blackstone Course, Flagschiff und Kernstück des Megaresorts
Lava Fields, kürzer als Blackstone, jedoch ähnlich im Design, üppige Hindernisse, heftige Carries und mehrere Doppel-Doglegs, gilt als einer der besten Kurse Chinas.
Stone Quarry, interessantes optisches Design mit einzigartigen Eisenbahn-Elementen am gesamten Parcours.
The Vintage, Homage an die goldene Zeiten des Golfplatz-Baus mit quadratischen Grüns und geometrischen Bunkern.
Sandbelt Trails, Down-under feeling mit riesigen Sandflächen, vertikalen Lip-Bunkern und Eukalyptus Bäumen
Preise: Mission Hills Haikou
NF/DZ deluxe ca € 100 pro Person
18 Loch inklusive Caddie und Cart am Blackstone GC (teuerster Platz), € 225 – € 250
Empfohlenes Trinkgeld für Caddies 200 RMB (= ca. € 24.-)
Mehrtägige Golfpakete sind in der Regel attraktiver.